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The Pamphlet Collection of Sir Robert Stout: Volume 22

Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. Von Paul Leverkühn. II. — [Sonderaidruck aus Cabanis Journal für Ornithologie, Jahrgang 1889; April - Heft,]

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Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. Von Paul Leverkühn. II.

[Sonderaidruck aus Cabanis Journal für Ornithologie, Jahrgang 1889; April - Heft,]

(Aus den Museen in Bremen, Güttingen und Kiel.)

Die nachfolgenden Notizen, unsere zweite Materialsansammlung für das Studium der Albinos, wurden in den Universitätsmuseen zu Göttingen und Kiel und in den Städtischen Naturhistorischen Sammlungen zu Bremen auf einer Heise im Herbst 1887 gesammelt. Für freundliche Unterstützung bei der Herbeischaffung der Objecte, sowie für anderweitig liebenswürdiges Entgegenkommen sind wir den Herren Prof. Dr. Brandt in Kiel, Dr. G. Hartlaub und Director Dr. Schauinsland in Bremen, sowie Prof. Dr. Ehlers in Göttingen zu Danke verpflichtet. — In der Aufzählung, aus welcher je ein Stück aus der Bremenser und Göttinger Sammlung zu Gunsten eines späteren Beitrages vorläufig fortgelassen ist, bedeutet „B“ Bremensische, „G“ Göttingensche, „Ki“ Kieler Sammlung. Einige Exemplare aus unserer Sammlung sind mit „Coll. Lev.“ eingeführt, ferner einige briefliche Notizen unseres Freundes H. Wiese in Schönkirchen Uber Albinos aus der Umgebung Kiels ausserdem verwerthet. Von Litteratur ist nur ein kurzes Essay aus der St. James' Gazette mitgetheilt, um es in einem ornitliologischen Fachblatte aufzubewahren. — Denjenigen Arten, welche in unserem ersten Verzeichnisse* noch nicht genannt sind, ist in dieser Liste ein Stern (*) beigefügt. —

* Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. I. Aus den Museen in Hannover, Hamburg und Kopenhagen. Cab. Journ. f. Ornith. 1887. p. 79 ff.

1. Neopliron perenopterus Savig.*

2. Strix flammea L.

G. a) ♀ Kirch hoff Coli. Januar 1857. ‚A. Smith.‘ Die alte Etikette trägt in Chr. Ludw. Brehms Zügen die Aufschrift: „Strix Kirchhoffii nobis ♀ Jan. 57. Madrid.“ — Schleier, mit Ausnahme eines konischen Flecks vom Auge bis zum Schnabel abnehmend, und Unterseite silberweiss; ebenso die Tarsusfedern. Oberbrust wolkig isabell, Oberseite recht hell. Auf den Flanken ganz wenige schwarze Punkte. (Cf. Nauniannia 1858. p. 219.)

b) ♂ Kirchhoff Coll. 12. October 1856. Nienburg. Durch eine Katze gefangen. „E. Kümmel“ (Praep? Lev.) ‚A. Smith.‘ Wie Exemplar a), nur der Schleier mehr braun, weniger weiss. page 122 Ausserdem sind in der Göttinger Sammlung noch 2 normale Schleiereulen aufgestellt, deren eine unterwärts dunkel, deren andere heller gefärbt ist.

Ki. c) Boie Coll. 1856. Orig. No. 781. Eutin 1843. Dunenjunges, aber schon Federkleid. Auf dem Rücken wenig, auf der Unterseite und dem Kopfe viel Dunen. Flügellänge 10,5" engl, gegen die Normallänge des alten Vogels von 11,8" bis 12" nach Sharpe Brit. Cat. II, 294 ff. Das Exemplar ist rein silberweiss, ohne irgend eine Fleckung! Die Ohrendeckfedern spielen sehr wenig ins Gelbliche. — Ist dieses die normale Färbung? Wir finden in der Litteratur fast nichts über den Fall, wobei wir allerdings bemerken, dass wir die 177 Citate, welche der fieissige Sharpe im Katalog zusammenstellt, nicht alle habe nachlesen können. — Buffon giebt zwar an: Die Jungen sind ganz weiss in der ersten Lebenszeit (dans le premier âge) — und gut zu essen am Ende der dritten Woche (!) [Hist. nat. gén. et part. Tom. XVI, p. 370. 1770. Quartausgabe.] Naumann (Nat. Gesch. Vög. Deutsch. I, p. 486. 1820) schreibt: An den jungen Vögeln sind alle Farben viel blasser, sie fällen, besonders am Unterleibe, sehr stark ins Weisse, die braunen Punkte an der Brust sind kleiner und hier fehlen die weissen ganz. Im Text zu Bädecker s Eier der europäischen Vögel (1855, zu Taf. 42) heisst es: die Jungen haben lange, sehr weiche Daunen, die auf dem Oberkörper giau, auf dem Unterkörper weiss und un-getleckt sind. Chr. L. Brehm bemerkt in seinen „Schleierkäuzen“ (Naumannia 1858. p. 214) nur: Die Jungen sind im Dunenkleid mit weissem Flaum bedeckt. — Die bisher angezogenen Citate sind desshalb nicht zu gebrauchen, weil in ihnen kein genauer Unterschied zwischen Dunenkleid und Nest(-feder)kleid gemacht wird. Als erster thut dieses R. Bowdier Sharpe (1875 l. c.) indem er sagt: Nestjunges bedeckt mit rein weissen Daunen, die Federn im Gesicht röthlich, die der Halskrause theilweise weiss mit schwach orangefarbenen Spitzen, Primären orange mit grauen Enden, Secundären deutlicher graugefleckt. Die Beschreibung des jungen Vogels ‚on leaving the nest‘ fängt an: ‚Hauptfärbung oben orange‘ — und ist fern von der Kürze der Beschreibung unseres Exemplars „reinsilberweiss“. Diese Angaben sind die genauesten, welche wir gefuuden; in Brehms Thierleben, einer Menge von Naturgeschichten, z. B. auch Seebohms History of Brit. Birds, ist gar nichts mitgetheilt, oder nur referiert aus Werken, die wir schon berücksichtigten. Riesenthal (Raubvögel 1878. 517) giebt den Nestjungen „gelblich weissen Flaum, aus welchem in der page 123 3. Woche die Federn hervorsprossen, auf dem Kopfe blaugraue etc. Unser Exemplar hat mindestens ein Alter von 3 Wochen erreicht. Wie dem auch sei, oh Albino* oder nicht, angeregt möchten wir haben die Frage nach den ersten Kleidern der Schleiereule, die uns nicht hinreichend studiert zu sein scheinen. —

Schneeweisse Spielarten führen Naumann (t. c. p. 466) und Giebel (Landw. Zool. 1869 p. 295) an; wir selbst berichteten über eine solche in unseren ersten Farbenvarietäten. (1. c. p. 79.)

* Hans Graf von Berlepsch, der uns in Kiel zu ornithologischen Arbeiten besuchte, als wir gerade an dieser Zusammenstellung schrieben, pflichtete uns bei und sprach das Kieler Exemplar für einen echten Albino an.

Lev,

3. Hirundo rustica, L.

B. a) Orig. No. 2521. ♂ juv. 28. August 1874 von Ottersberg bei Bremen. — Gesammtcolorit: duff; oberwärts schwärzlich. Kehle hellbräunlich, Brust dunkelbräunlich.

Coli. Lev. b) ♂ ad. Gronau a/L., Provinz Hannover. Von A. Mejer erhalten. Im Anfang der 80er Jahre erlegt. Oberseite mit Ausnahme der Stirn silberweiss. Unter den Oberschwanzdeckfedern einige mit braunem Anfluge. Stirn, Kinn, Kehle rostroth-normal; Unterseite rothbräunlich-normal. Axillaren weiss mit rothbräunlichen Federspitzen; Flügel reinweiss, Basen der Decken bräunlich. Schwanzfarbe bräunlich, die Querbinde vorhanden, weisse Spitzen. Füsse und Schnabel normal.

4. Hirundo urbica, L.

G. a) In Spiritus conserviert. Reinweiss.

Ki. b) Orig. No. 1390. Plön 1866. Von Fontenay. Rein-silberweiss. Schnabel und Füsse gelbweiss. Iris roth.

c) Orig. No. 1389. Eutin 1843. Reinweiss. Wie manche ausgestopfte und aufgestellte Vögel der Kieler Sammlung durch Schimmelpilzsporen stellenweise bräunlich überlaufen.

d) Kiel. 1880. Von Prof. Heller. Reinsilberweiss. Flügellänge von: b) = 5″ engl., c) = 4,5″, d) = 4,1″. „Eine weisse Schwalbe war vor einigen Jahren bei Heikendorf, bei Kiel.“ (H. Wiese in litt.)

5. Cotyle riparia, (L.)*

G. a) Ein Exemplar aus der „Alten Göttinger Sammlung" mit der Aufschrift: „Chel. urbica“. Reinweiss.

Coll. Lev. b) (Im Fleisch.)

Im Herbst 1887 schwärmten Tausende von Uferschwalben auf page 124 der Colberger Heide, einem Sumpfgebiete, nordöstlich von Kiel in Schleswig Holstein, über welches wir eingehend in unseren, Ornithologischen Excursionen im Frühjahr 1886’* berichteten. Die Schwalben rüsteten sich offenbar zur Abreise. Sie flogen so sorglos, dass ein Hütejunge mehrere mit seiner Viehpeitsche im Fluge todt geschlagen hatte. Auf das vorliegende weisse Exemplar machten zwei andere Schwalben Jagd und hackten mit dem Schnabel nach ihm; dabei riefen sie ji ji. Alle drei streckte ein Schuss. (Sie sind alle in der Coll. Lev.) Das Geschlecht des Albinos konnte von E. Werner, dem wir ihn verdanken, nicht constatirt werden, da das Stück zu zerschossen war. Die Iris war nicht roth, sondern dunkelbraun. — Flügel und Schwanz sind rein weiss, auf dem Kücken und der Unterseite sind scheinbar überall die normalen Farben vertreten. — Mehrfach kamen weisse Uferschwalben und andere Schwalben in England vor. [Alb. in Bds. in St. James's Gaz. Oct. 25. 1887.]

* In Monatsschrift des deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Band XI. 1886. p. 258 ff

6. Cuculus canorus, L.

Nur ein authentischer Fall eines theilweise weissen Kuckucks ist aus England bekannt. [Alb. in Bds. in St. James's Gaz. dat. cit.]

7. Sturnus vulgaris, L.

B. a) Orig. No. 2761. Aus Deutschland. Die beiden Flanken sind gewöhnlich gefärbt: grün metallfarben mit weissen Federspitzen; im Uebrigen ist das Exemplar einfarbig hellbraun, nur der Schwanz, die Oberflügeldecken und die Ohrgegend ist ein wenig dunkler.

G. b) Kirch hoff Coll. Nienburg. Unterwärts schlohweiss, jede Feder mit deutlich geschiedenem noch hellerem Endfleck, wie beim normalen. Dadurch erhält die Unterseite ein getropftes Aussehen. Die Unterschwanzdeckfedern tragen isabellfarbene Spitzen. Schwanz reinweiss. Oberflügeldecken, Oberschwanzdecken mit isabellfarbenem Anflug an den Rändern, dies bei letzteren stärker als bei ersteren. Flügel weiss, die Secundären mit isabellfarbenen Rändern. Auf Stirn, Kopfseiten oberhalb des Auges, Nacken, Oberrücken jede Feder getropft, wie beim normalen Herbstkleid. Unterrücken weiss. Die Schäfte der Stirnfedern dunkel. Füsse gelb. Oberschenkel an Basis und Ende bell hornfarben, unterseits dunkler.

Ki. c) Orig. No. 1518. Kiel ♂ 1. October 1848.

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Matt isabellfarben. [Unrein wie Hir. urb.: Ki. c.] Füsse dunkel-hornfarben; Oberschenkel dunkel; Unterschnabel an der Basis hellgelb, an der Spitze wie Oberschnabel.

d) Reinweiss. Schwanz abgestossen; ob aus Gefangenschaft? Füsse hellhornfarben. Schnabel bis auf die Firste, welche dunkler ist, gelb. [Unrein wie Hir. urb.: Ki. c.]

Einzelne völlig weisse Exemplare, welche ihre regelmässige dunkle Augenfarbe bewahrten, in England angemerkt. [Alb. in Bds. in St. James's Gaz. d. c.]

8. Lycos monedula, (L.)

Ki. Reinsilberweiss. Füsse und Schnabel blassgelb.

Während der Jahre 1885—1887 wurden viele Fälle von weissen und scheckigen Dohlen in England notirt. [Alb. in Bds. in St. James's Gaz. d. c.]

9. Corvus cornix, L.

B. a) Exemplar aus Bremen. Wahrscheinlich Hybrid von corone und cornix. Keine reguläre Nebelkrähenbefiederung. —

Coll. Lev. b) ♀ ad. Steenby Mölle, Insel Fünen, Dänemark; 15. Januar 1864. (Aus der Benzon'schen Sammlung.)

Kopfseiten und Nacken weiss, ins Bräunliche ziehend; Rücken, Brust und ganze übrige Unterseite reinweiss. Kopf, Kinn, Kehle, Oberbrust dunkelbraun, fast schwarz. Vom Kopfe zum Nacken geht diese Farbe in das Weisse der Oberseite über, so zwar, dass die Federn vom Schwarz immer mehr verlieren, zuerst an der Federbasis, dann an der Mitte, zum Schluss an den Enden. Die schwarzen Federschäfte erhalten sich noch eine Zeit lang auf dem Nacken. — Unterrücken braun weiss, zum Schwanz hin dunkler werdend; analog wie bei der Kopfzeichnung bekommen die zum Rücken hin sitzenden Federn zunächst braune Spitzen; das Braun dehnt sich auf den beiden Federseiten aus — nur ein fahler Saum bleibt ringsum; die dem Schwanz unmittelbar auf liegenden Federn sind fast ganz braun. — Flügel braun, die Aussenfahnen weisslich, von der dritten Primäre an alle. Kleine Flügeldecken dunkelbraun, grosse heller mit fahlen Säumen. — Schwanz dunkelbraun.

Die letzten Secundären und einzelne Caudalen zerschlissen. — FUsse und Schnabel schwarz.

Coll. Lev. c) Aus der Gefangenschaft. Längere Jahre im Zoologischen Garten zu Kopenhagen gehalten, starb 1871.

Bei diesem jüngeren Vogel, dessen Gefieder durch die Gefangenschaft gelitten hat, ist die Anordnung des Colorits wie page 126 bei b). Alles was dort braun und dunkelbraun, ist hier rostbraun. Die Vertheilung des Weiss ist dieselbe. Füsse und Schnabel hornbraun. Die Schnabelfedern sind bei diesem Exemplar braunweisslich, indess sie bei No. b) braunschwarz sind.

Bei den hier beschriebenen Exemplaren b) und c) ist die Anordnung der Farben insgesammt nicht von der, wie man sie beim normalen Vogel findet, verschieden: normal grau — hier weiss; normal schwarz — hier braun.

10. Corvus frugilegus, L.

Gilbert White sagt, dass ihm in England während einer langen Reihe von Beobachtungsjahren nur ein Fall von einem Albinismus bei Vögeln, „bei denen ererbter oder eigener Leucismus viel seltener [als bei Vierfüssern] vorkommt“, und zwar bei einer Saatkrähe begegnet sei. Er fand in einem Neste zwei junge milch-weisse Saatraben, deren Schnäbel, Beine, Füsse und Nägel ebenfalls milchweiss waren- Leider giebt er nichts über die Farbe der Iris an. — Eine junge Saatkrähe, cremefarben, mit weissen Beinen und Schnabel, wurde 1885 in Dumfriesshire gefunden; ihre Augen waren bläulich. Diese Färbung kommt bei unzweifelhaften Albinos gelegentlich vor. [Alb. in Bds in St. James's Gazette, d. c.]

11. Corvus corone, L.

„Eine weisse Krähe hielt sich im Herbst 1887 bei Dobersdorf — nicht weit von Kiel — auf.“ (Wiese in litt:)

12. Pica caudata, (Boie).

B. a) Orig. No. 2778. Reinweiss, etwas schwarz auf dem Schnabel; aus Bremen.

Ki. b) October 1856. Von Renard. Reinweiss; Schnabel und Füsse gelb. [Unrein wie Hir. urbica. Ki. c.]

Coll. Lev. c) ♀ ad. Liselund, Insel Moen, Dänemark; November 1861. (Aus der Benzon'schen Sammlung.)

Die beim normalen Vogel dunklen Parthien sind matt fahlbräunlich; die Färbung der reinweissen Unterbrust und des Bauches ist gegen die fahle Farbe des Reste der Unterseites zum Kopfe hin scharf abgesetzt — wie beim gesunden Vogel. Schenkel und Aftergegend sind noch einen Ton fahler als die Kehle und Oberbrust. Schwanz, Flügel, Flügeldecken reinsilberweiss. Kopfseiten wie Kehle. Oberseite vom Kopf bis zum Rücken silbergrau, auf dem Oberhaupt etwas in's Fahlbraune spielend. Rücken matt braun. Oberschwanzflecken wie Unterschwanzdecken. Schnabel und Füsse schwarz. —

page 127

Dieses Exemplar ist, wenn man so sagen darf, ein typischer Elsteralbino. Derartige Stücke findet man in vielen Sammlungen. Es wäre interessant zu eruiren, ob Exemplare mit Rückschlag zum normalen Colorit schon beobachtet sind. Auch ein anderes Moment ist bei Albinos von Pica caudata regelmässig: ein eigentümlich zerschlissener Schwanz, wie ihn unser Exemplar c) in allen Schwanzfedern aufweist.

Coll. Lev. d) Orig. No. 2204. Nestjunges. [♀? durch Section nicht genau ermittelt H. v. B.] Long. tot. 325 mm. Pupille röthlich. Am 14. Juni 1876 bei Schloss Berlepsch bei Witzenhausen in Hessen von Hans von Berlepsch geschossen.

Dieses interessante Exemplar, welches wir der Güte unseres Gönners, des glücklichen Schützen, verdanken, zeigt schon ganz schwach jenes für Elsteralbinös charakteristische Colorit, das wir soeben beschrieben. Die Kehl- und Oberbrustfärbung ist ein äusserst mattes, nicht in jeder Lage sichtbares Weiss-chamois; die Grenze zum Weiss der Unterbrust ist zu erkennen. Unter- und Oberschwanzdecken, Kopf, Kopfseiten, Nacken, Oberrücken von derselben Farbe wie die Kehle. Schwanz und Flügel und grosse Flügeldecken matt fahl gelblichbraun. Die kleinen Flügeldecken und die Mitte des Rückens sind reinsilberweiss, so dass dieses Weiss im Fluge auf der Oberseite ein Hufeisen bildet, dessen offene Seite zum Kopfe hinsieht. — Die Schwanzfedern sind erst halb entwickelt Füsse und Schnabel gelb.

13. Muscicapa grisola, L.*

B. Total weiss; Mühlenthal.

14. Accentor modularis, L.*

Im Jahre 1885 wurde in Irland ein Nest normaler Eltern mit drei vollausgefiederten weissen Jungen gefunden. Ihre Augen waren so verkümmert klein, dass sie als ganz unbrauchbar bezeichnet werden mussten: gewiss ein Fall von echtem Albinismus.

[Albinism in Bds. in St. James's Gazette d. c.]

15. Troglodytes parvulus.*

G. Kirch hoff Coll. Von Helgoland. Normale Grösse. Die ersten 4 Primären reinweiss jederseits. Auf dem Hinterkopfe bis zum Nacken ein 12 mm langer, 10 mm breiter rein weisser Fleck.

16. Merula vulgaris, Leach.

Scheckige und reinweisse, letztere meist mit tiefblauen Augen (cf. supra bei C. frugilegus) sind in den letzten zwei Jahren so oft page 128 vorgeführt, dass dies Vorkommen in England nahezu gewöhnlich genannt werden darf. [Alb. in Bds. in St. James's Gaz. d. c.]

B. a) Total weiss.

b) Orig. No. 2548. Aus Bremen. Stirn, Ober- und Unterseite, einige Schwanzfedern und etliche Schwungfedern weiss, im Uebrigen normal gefärbt.

c) Altes ♂. Reinschwarz, nur auf dem Oberkopf 2,2 cm vom Schnabel beginnend ein reinweisser Fleck von 2,2 cm Länge, 1,4 cm Breite. Ki. d) Helgoland 1842.

Oberseite fahlbraun, auf dem Kopf dunkler; Flügel hellfahlgelb; Kinn, Kehle weisslich, letztere mit braunen Federspitzen. Brust wie Kopf, Bauch heller, jeder Feder Basis weisslich, Oberende bräunlich. Ohrfedern glänzend fahlbraun. Schnabel und Füsse hellgelb. c) ♂ Helgoland 1844.

Auf dem Nacken ein weisses Band von etwa 10 mm Breite. Ueber dem linken Ohr einige weisse Federchen, Uber dem rechten ebenfalls aber weniger. [Auch hier das Weiss unrein wie Hir. urb. Ki. c.]

17. Merula torquata, (Boie.)

B. a) Orig. No. 2544. Nacken weiss; Gesichtsseiten und Oberkopf weiss gefleckt.

Coll. Lev. b) Ein Exemplar aus Ditmarschen vom November 1885 in einer Wildhandlung in Kiel gekauft, woselbst zu der Zeit sehr viele Ringamseln feil waren, in einer Kiste an einem Tage 50 Stück; wenige pilaris.

Grösse und Färbung normal bis auf einige wenige reinweisse Federn auf den beiden Nackenseiten, rechts deren vier, links eine.

18. Turdus viscivorus, L.

Ki. Nacken, Halsseiten, Brust, Bauch, Axillaren, Unterflügeldecken, Primären, Unterrücken, Bürzel — reinweiss. Am Steiss etliche schwach rostfarbene Tupfen. Oberkopf, Kinn, Kehle isabellin, jede Feder mit dunklerem Schaft. Brust besonders nach den Seiten hin, Flanken rostbraun, jede Feder mit lichterem Rande, welchem wieder ein schmaler dunklerer Saum folgt. Oberrücken dunkel-rothbraun. Schnabel und Füsse hellgelb.

19. Turdus musicus, L.

Ki. a) Oberseite, Schwanz, Flügel fahlbraun, isabellenfarben, zum Schwänze hin heller, die Aussenfnhnen der Schwingen heller. Ein deutlicher Augenstreif. Unterseite (in ähnlicher Weise wie page 129 unten bei Van. cristalus) in der Anordnung der Zeichnung normal, nur haben alle Tropfenflecken die isabelline anormale Farbe. — b) Ein sehr merkwürdiges Exemplar: die Flecken auf der Brust vollständig normal, nicht ganz dunkel, aber nicht heller, als man sie bei vielen gewöhnlichen Stücken vorfindet; die verwaschene Fleckenzeichnung auf dem Bauch und dem Steiss normal. Dagegen ist Kinn und Kehle schneeweiss: eine einzige Feder auf letzterer trägt die Andeutung eines Tropfenfleckens. Der ganze Kopf, der Nacken, die Schenkel, einzelne Deckfedern, die 3. und 5. Primärschwinge, ferner die Aussenfahnen der Bastard-, 2. und 4. Primäre und eine Secundärschwungfeder reinweiss. Der Schwanz etwas fahler als normal. Der Rest der Oberseite graubraun mit einzelnen weissen Federn untermischt. Die Flankentropfung wie beim Bauch. Der Rest der Schwingen mattbraun. — Füsse, Schnabel hellgelb.

Das Colorit von Ki. b) muss als eine starke Aberration von den gesunden Verhältnissen bezeichnet werden.

20. Harporhynchus Palmert, Coues.*

Ki. Mexico 1856. Durch J. G. W. Brandt, Naturalienhändler in Hamburg. Balg.

Völlig normales Kleid bis auf die Oberseite des Kopfes, auf welcher oben 4 oder 5 kleine weisse Federchen sitzen, auf dem Scheitel zwei etwas grössere weisse Federn, über dem linken Auge eine kleine weisse Feder und auf dem Hinterkopf eine braune Feder mit weissem Ende. —

21. D andalus rubecula, (L.)*

Ein rein weisses Exemplar aus England, dessen Kehle und Brust allein die normale rothe Färbung zeigte. [Alb. in Bds. in St. James's Gaz. d. c.]

22. Motacilla alba, L.

B. Orig. No. 2659. Vom Solling. ‚Pallide fulvescens‘ über und über; creme-farben.

23. Alauda arvensis, L.

B. a) Ein Exemplar aus Oberneuland bei Bremen, im Fleisch von uns Ende October 87 im Bremer Museum gesehen. Oberseite dunkelgelb; Unterseite weiss; Füsse hellgelb; Iris normal graubraun. Im Nacken einige regulär farbene Federn.

G. b) ♂ Nienburg. Kirchhoff Coll. 1877. Ganz weiss mit isabellfarbenem Anflug, nur Oberkopf, Zügel und Ohrgegend dunkler.

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Ki. c) Orig. No. 13. 22. September 1842.? Vunbel. (Balg.)

Flügel, Schwanz, Oberseite (Kopf, Rumpf, Bürzel), Bauch reinweiss, Flügeldecken schwach ins Mattgelbe ziehend, desgleichen ein wenig stärker Kehle und Brust. Schnabel und Füsse hellgelb.

Einige wenige weisse Lerchen wurden in Grossbritannien constatirt. (Alb. in Bds. St. James's Gaz. d. c)

24. Emberiza citrinella aut miliaria, L.

„Am 2. September 1887 wurde bei Bisperode am Ith eine fast weisse junge Gold- oder Grauammer geschossen.“ (Haus Kam-lah in litt.: Fide Hans von Berlepsch.)

25. Passer domesticus, (L).

Ki. a) Orig. No. 1655. Eutin, a. 1843. Dunkelisabellfarben. Unterseite heller. Schnabel und Füsse hellgelb.

b) Orig. No. 1656. ♂ Kiel. 19. December 1847. Oberkopf, Unterbrust, Bauch, Unterschwanzdeckeu, einzelne Federspitzen auf dem Nacken, Rücken, die Oberflügeldecken — reinweiss. — Das Schwarz von Kinn und Kehle, der rothbraune Zügel und ebensolche Streifen zur Schulter hinab sind angedeutet durch zerstreute schwarze resp. röthliche Federn; die weisse Fitigelbinde ist vorhanden. Schnabel und Füsse hellgelb.

c) ♀ Kiel 1887. Ganze Unterseite schmutzig grau, auf dem Bauche einzelne ganz weisse Federn. Oberkopf und Nacken intensiv weiss, mit einzelnen schmutziggrauen Federchen untermischt. Auf dem Rücken am Ende einzelner Federn und mitten auf ihnen weisse Parthien. Die Flügelbinde ganz undeutlich und unvollständig. Füsse und Schnabel normal.

d) Orig. No. 1654. Oldenburg, a. 1851. Kinn, Kehle, Brust, Axillaren tiefschwarz. Oberbauch, Unterschwanzdecken, Bürzel schwarz mit sehr feinen bräunlichen Rändern. Zwischen den beiden Beinen ein rein weisser Fleck. Auf der weissen Fitigelbinde etliche schwarze Fleckchen. Auf den Gesichtsseiten, fast bis zur Schulter hinab, die schwarzen Federn mit Weiss gefleckt. Auf dem Rücken viele der braunen Federn auf der einen Fahne schwarz und zwar auf der rechten Körperseite vornehmlich die linken, auf der linken Seite die rechten. Primären fast schwarz, an den Enden der Secundären braune Flecken, braune Streifen auf den Fahnen dieser Federn, ebenso auf denen der Flügeldecken erster Ordnung. Schnabel und Füsse gelb. — Dieses sehr merkwürdige Exemplar widerlegt zunächst die von Naumann (IV. 458) aus- page 131 gesprochene Meinung: dass schwarze oder braunschwarze Sperlinge in freier Natur nicht vorkämen, denn es leidet keinen Zweifel, dass dieser Passer russatus draussen erlegt ist. Wäre er in Gefangenschaft gewesen, so würde das Gefieder nicht so tadellos im Stande sein; auch würde wohl eine Notiz auf der Etikette stehen. — Ferner ist es interessant, dass an ein und demselben Stück Melanismus und partieller Albinismus und theilweises Verschwinden der regulären Färbung (z. B. an der weissen Binde) sich vorfindet. —

e) „Ein weisser Spatz ist hier bei Schönkirchen (bei Kiel) früher gesehen worden. Junge Spatzen haben hier häufig einzelne weisse Federn, die sich bei der nächsten Mauser verlieren.“ (II. Wiese in litt:) Nicht selten ganz weisse in England. [Alb. in Bds. in St. James's Gaz. d. c.]

Coll. Lev. f) Orig. No. 1793.

♀ ad. Cassel. Von Theod. Spillner in Cassel im Sommer 1871 gekauft durch Hans von Berlepsch. Ganzer Kopf und Nacken weiss und braun gescheckt, da zwischen den regulären braunen Federn sowohl reinweisse inserirt sind, als auch braune mit weissen Enden. Von Bug zu Bug zieht sich ein besonders links stärker entwickeltes weisses Band. Rücken mit zahlreichen weissen, etwas ins Isabellfarbene ziehenden Federn durchsetzt. Oberschwanzdecken gelblichweiss. Auf den Kopfseiten, unter den Wangen etliche weisse Federn. Schnabel und Füsse normal. —

26. Passer montanus, Briss.*

G. a) „Alte Sammlung.“ Isabellfarben.

b) Im Fleisch in Spiritus erhalten; war längere Zeit lebend in Gefangenschaft gewesen. Reinweiss.

c) ♂ Kirchhoff Coll. Gelbe Varietät. Kopf, Hals, ganze Unterseite regulär; oberwärts sanft verblichen, besonders Schwanzdeckfedern und Schwanz.

27. Ligurinus chloris, (L.)

Ein weisser Nestvogel in England beobachtet. [A.V. in Bds. St. James's Gaz. d. c.]

28. Cannabt'na sanguinea, Landb.

Ki. Reinweiss. [Unrein wie Hir. urb. Ki. c.] Schnabel und Füsse hellgelb.

29. Turtur deeipiens, Hartl. et Finsch.*

B. Reinweiss.

page 132

30. Tetrao urogallus, L.

G. a) ♀ sehr alt. Hahnenfedrig. Januar 1857. Jemtland, Schweden. Eierstock und Oviduct sehr deutlich entwickelt gewesen. (Tetrao mandatus Chr. L. B r e h m). Brust metall-stahlgrtln.

b) ♀ sterilis. Im Uebergang zur Hahnenfedrigkeit. Herbst 1850. Helsinglaud. Die braunen Brustfedern tragen metallgrüne Spitzen.

31. Tetrao medius, Mey.

G. a) b) Ohne Etiketten. Ganz schwarze Schnäbel.

c) ♂ Kirch hoff, Coll. Wermeland, Schweden.

Wir führen die in den Museen aufbewahrten Exemplare des Hackelhuhns mit auf, als constante durch dieselbe Kreuzung entstehende Farbenvarietäten.

32. Phasianus colckicus, L.

Ki. ♀. Orig. No. 2008. Kinn, Kehle, Zügel, ein Streifen Uber dem Auge, Stirn reinweiss. Auf Kopf, Nacken, Oberflügeldecken, Rücken, Rumpf haben viele regulär gefärbte Federn breite — von 1 mm bis 30 mm — reinweisse Ränder, so dass der Vogel gescheckt aussieht. Das Abweichende liegt in der verschiedenen Grösse dieser Ränder und ihrer reinweissen Farbe. Schwanz, Füsse, Schnabel normal. Scheckige und weisse Varietäten kommen in England häufig vor.

(Alb. in Bds. in St. James's Gaz. d. c.)

33. Star na cinerea (L).

B. a) Aus Bremen, a. 1874. Jugendkleid. Reinweiss.

G. b) Juv. Kirch hoff Coll. Nienburg. Das Exemplar, dessen Schwanz so eben hervortritt, ist über und über isabellfarben. Flügel dunkler; jede Feder zeigt die typischen weissen Sc haft striche und dieVorzeichungder dunklen Querbänder. (cf. infra bei Vanellus cristatus.) Kehle ganz weiss.

Ki. c) ♀ Reinweiss. Füsse und Schnabel hellgelb, die Spitze des Oberschnabels nahezu weiss.

d) Orig. No. 2643. Thüringen, a. 1885. Von Tetzner. Stirn, Streifen rings um's Auge, Zügel, Backen, Kinn, Kehle einfarbig isabellbraun; jedoch auf der Kehle etwas heller, am Kinn nahezu weisslich. Die ganze Brust gleichmässig melirt; jede Feder an ihrem distalen Ende mit 6 bis 8 quer verlaufenden, durch feine bräunliche Punkte auf den einzelnen Ramis entstehenden Miniaturbändern. Auf der Mitte des Bauches zwei intensiv rosa- page 133 roth gefärbte Flecken. Der Rest der Unterseite weiss, Unterschwanzdecken bräunlich. Die obere Seite: zunächst der Stirn eine quer verlaufende weisse Linie, welche sich jederseits über dem Auge fortsetzt und, der Medianlinie zustrebend, sich über das Ohr hinzieht. Ohrfedern glänzend rehbraun. Unter ihnen ein dreieckiger weisser Fleck. Oberkopf braun mit dunklen Schäften, welche bei einzelnen Federn schwarz werden, und kleinen hellen gelblichen Tropfenflecken 1 mm vor dem Ende jeder Feder. Nacken nielirt (aus Graubraun und Weiss). Rücken- und Bürzelfedern mit querlaufenden, von oben nach unten an Dicke wachsenden braunen Querbändern, deren jede Feder mehrere trägt. Vom Nacken bis zum Schwanz nehmen diese Querstreifen vollständig regelmässig zu; während sie unter dem Kopfe nur mit der Lupe zu zählen sind, erreichen sie am Ende des Bürzels einen Querdurchmesser von 1 mm. Schwanz rostbraun. Schwanzdecken duff gebändert. Flügel matt isabellin; lebhaft weisse Schaftstriche. Oberflügeldecken, Flanken breit braun gebändert, weiss am Ende. Axillaren, Unterflügeldecken schneeweiss. Füsse gelbbraun. Schnabel gelb. — Gelegentlich weisse und partiell albinotische Exemplare in England constatirt. (Alb. in Bds. St. James's Gaz. d. c.)

34. Vanellus cristatus (L).

B. Weibchen, aus Bremen. Unterseite ganz weiss; Oberseite hell, zum Theil bräunlich; Oberschwanzdeckfedern rostbraun. Das Schwarz der Kehle und der Haube ist duff angedeutet, so dass hiermit wahrscheinlich ein neues Pendant zu den früher von uns beschriebenen Exemplaren von Stur, vulgaris, Pic. major, Emb. cilri-nella, Pool, cristatus,* Turd. musicus, Star, cinerea,* und dem von Dr. J. von Madarász abgebildeten und beschriebenen Picus major*** gefunden ist, bei welchen allen bei der nächsten Mauser eine Wiederkehr des regulären Kleides hätte erwartet werden dürfen. —

35. Scolopax rusticula, L.

G. ♂ ad. Kirch hoff Coli. Westfalen.

Schnabel, 65 mm gegen 75—80 mm bei der normalen Wald- page 134 schnepfe, ¾ seiner Länge vom Kopf aus gerechnet, hellgelb, der Rest schwarz. Zehen lichtgelb, Nägel schwarz. Kleines Exemplar.

Färbung. Analog der normalen Befiederung, hat dieses Stück dort dunkele Parthien, we ein gewöhnliches Exemplar schwarze bis braune Farben zeigt, so an den Zügeln, dem Oberkopf, dem Rücken, den kleinen Flügeldecken, dem Schwänze. Die ganze Unterseite ist dunkelisabellfarben, die Kehle wie bei der normalen Waldschnepfe weiss. Die Subcaudalen sind tiefer gefärbt. Die Wellenlinien der regulären Färbung der Unterseite sind stärker am Ober- als am Unterkörper angedeutet. Die Sub-alaren und Flankenfedern sind sehr bleich — alles Dunkele des Normalgefieders nur aschfahl. Hals und Stirn wie die Unterseite. Der ganze Rücken isabell bis in's Rothbraune ziehend mit fast ganz weissen Enden. Die grossen Schwingen haben reinweisse Enden, ebenso das Schwänzende. Bürzel und Unterrücken sind rostfarben. — Das Colorit erinnert an Halcyon coromandae, Steph.

36. Gallinago scolopacina, Bp.*

B. Orig. No. 2940. Vom 12. October 1874. „Iris braun.“ Die Primärschwingen weissgespitzt, im Uebrigen das ganze Gefieder ‚pallide isabellinus‘. Die Subcaudalen bleich rothbräunlich, (pallide rufescentes).

37. Machetes pugnax, (L.)*

B. Ein Stück mit reinweissem Kragen.

38. Anas bosckas domestica, L.*

Ki. Reinweiss, ♂, aus Büsum in Holstein; 23. November 1876, fünf Monate alt. —

Dieses Exemplar ist, abgesehen von dem bei Hausenten äusserst häufig vorkommenden Albinismus, durch das Fehlen der Schwimmhäute an beiden Füssen auffallend. Bei übrigens normalen Körperverhältnissen sind statt der Schwimmhäute ganz kurze unbrauchbare Rudimente solcher vorhanden. — Ueber diesen Fall referirte Herr Prof. Dr. Möbius im Zool. Garten Noll's,* mit dem Bemerken: dass sich die Füsse ohne künstliche Mittel so missgebildet haben müssten. Wir haben durch direkt beim Schenker Herrn Courkamp in Büsum eingezogene Erkundigungen ermittelt, dass die schwimmhautlose Ente ohne Schwimmhäute aus dem Ei geschlüpft ist. Gleichzeitig theilte uns Herr Cour kamp mit, dass eine zweite ebenso missgebildete Ente später

* Jahrgang XVIII, 1877, p. 223. 224.

page 135 in demselben Orte erbrütet sei. — Dagegen wurde vor ca. 6 Jahren auf dem Oute Frankenstein in der Rheinpfalz, laut mündlicher Mittheilung unseres Freundes cand. jur. S. Ritter, eine bis dahin völlig gesunde Hausgans (Ans. domesticus) plötzlich an dem einen Fusse krank, konnte nicht mehr gut gehen und schwimmen und gewährte einen trübseligen Anblick. Der Fuss schwoll dick an, wurde völlig gelb und sah widerlich aus. Nach einiger Zeit verloren sich „infolge des Geschwürs“ die Schwimmhäute, so dass die Gans mit einem ‚Hühnerfuss‘ umherlief. Sie schwamm langsamer als in früherer Zeit. Es dauerte einige Wochen, bis der Fuss vollständig heilte und die Schwimmhäute regulär wiederwuchsen. Danach ist die Gans gesund gebliehen. — Auch in der Litteratur ist ein ähnlicher Fall verzeichnet. Herr Obermedicinalrath Dr. G. Jäger* bespricht in extenso einen solchen, bei welchem es sich auch um eine, übrigens gesunde, Hausgans handelt. Leider konnte Dr. Jäger eine Anamnese nicht erhalten. Die Schwimmhäute waren hier beiderseits nur an den Vorderzehen unvollständig entwickelt, der häutige Lappen der Hinterzehe vorhanden. Wie bei dem Kieler Exemplar deuteten kleine freistehende Ränder an den Zehen die Ansatzstellen der Schwimmhäute an. — Wir erfahren nichts darüber, was aus dem Thiere geworden ist. Dagegen betont Dr. Jäger ausdrücklich, wie auch Prof. Möbius, dass an eine Bastardzeugung zwischen Huhn und Ente resp. Gaus (!) nicht zu denken sei; ersterer mit der fortführenden Bemerkung, dass man weiter an die Bebrütung eines Gänseeis durch eine Haushenne und an dadurch entstandene Veränderungen denken könne — physiologische Unmöglichkeiten, ebenso wie die Verwilderung der von Elstern ver-brtiteten Zwerghühner.** Endlich plaidirt Dr. Jäger noch für die Eventualität, dass Gänse besondere Vorliebe für das Land gehabt haben könnten, wenig oder gar nicht aufs Wasser gekommen wären und daher nach und nach ihre Schwimmapparate ein-büssten! — wir halten im Gegensatz zu diesen ‚Erklärungen‘ das Phänomen für ein einfach pathologisches und können uns deshalb durchaus nicht damit' einverstanden erklären, wenn Dr. Jäger

* In: Jahresbefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Würtemberg. Band III, 1847. Stuttgart, pp. 209—216.

** Cf. Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Hand VII 1882 p. 270 sqq. VIII 1883. p. 44. 212.sqq.

page 136 als Pendant Missgeburten,* wie Menschen, deren Finger durch Schwimmhäute verbunden waren, anführt. —

* Riecke im Journal für Chirurgie und Augenheilkunde von Walther und Ammon. Band XXXIV, 1845 p. 615.

39. Spheniscus demersus, (L).*

B. Exemplar aus Angra Pequena, a. 1886. Gesammtfarbe: hell graulich, fahl. Auf dem Rücken die Federschafte dunkel. Der Hals hellbräunlich. Unterflügel fahler. — Dieser sehr interessante Albino erinnert sehr an die schöne Abbildung, welche die Sclater'sche Notiz über eine ‚pale variety‘ von Eudytes chryso-loplius Brandt in der Zoology der Challenger Expedition illustrirt. Vol. II. Part. VIII. Aves pl. 29, 1880 p. 127 fig. 2 „pale variety“ (Text: „l'eprinted from P.Z.S. 1878).“

40. Uria Brünniehl, Sab.

B. Orig. No. 2370. Grönland; von der 2. Nordpolexpedition, ‚Hansa‘, a. 1870 unter Capitän Hegemann. Reinweiss.

Ein zweites albinotisches Exemplar dieser Species, ein Weibchen, erwähnt Dr. O. Finsch in seinem „dritten Beitrag zur Vögelkunde Grönlands“** (p. 363), dessen ‚sämmtliche Handschwingen und deren Decken jederseits reinweiss seien‘.

** In: Abhandlungen, herausgegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein in Bremen Band 5, Heft 2, 1877. pp. 343—366.

41. Hydrochelidon nigra, Boie.*

G. Exemplar aus Lilienthal. Schlohweiss. Schnabel und Füsse hellgelb.

Für unsere Verzeichnisse neu sind in dem vorliegenden Beitrage Albinos von folgenden Arten beschrieben: Neoph. perciwpterus, Cot. riparia, Muse, grisola, Acc. niodularis, Trogl. parvulus, Harporh, Palmeri, Dand. rubecula, Pass. montanus, Turt. deeipiens, Gall, scolopacina, Mach, pugnax, An. boschas, Sphen. demersus, Hydrochel. nigra.

Von den angeführten 80 Exemplaren aus 41 Arten sind manche „rein wirklich albinotisch“, manche „bleichsüchtig, chlorochroitisch“, manche „partiell albinotisch“ oder „partiell chlorochroitisch“ nach der Eintheilung Anton Bogdanow's.*** Eine Uebersicht über diese Verhältnisse gedenken wir erst am Schluss unserer Materialsammlungen zu geben. —

Kiel, Ende April 1888. Zoologisches Institut.

*** Ca'o. Journal für Oruitli. 1858.