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The Pamphlet Collection of Sir Robert Stout: Volume 22

I. Allgemeiner Theil

I. Allgemeiner Theil.

Die Ankunft unserer ersten Zugvögel erfolgte im Allgemeinen im Jahre 1882 ziemlich früh. Während am 20. Februar über ganz Deutschland noch gelindes Frostwetter herrschte bei mässigen Winden. trat am 21. bei S.W.-Wind in Süddeutschland und W. und N.W", in Norddeutschland Regen und Erwärmung ein, der am 22. wieder eine geringe Abkühlung folgte. Am 26. stieg die page 7 Temperatur bei kräftigen Südwinden sehr bedeutend und ausser-gewöhnlich hoch (Münster +11°, Carlsruhe, Hamburg + 10°, Magdeburg, Berlin + 9°). Der Frühjahrsanzug der Singdrosseln erfolgte in Süd- und Mitteldeutschland in der letzten Februarwoche, in Altenkirchen am 24., in Braunschweig und Umgegend 24—27. Februar. In den ersten Tagen des Mirz trat wieder eine merkliche Abkühlung ein, am 5. März bei käftigen W. und S.W.-Winden Erwärmung. Um diese Zeit wurtoen bei Braunschweig auch wieder durchziehende Schwärme bewachtet und die ersten Frühlingboten an der Nord- und Ostsee, Ohoenburg und Flensburg 5. März. — Bei W. und S.W.-Winden fand dann am 10. und 11. März eine weitere auffallende, sich bs nach dem Nordosten Deutschlands erstreckende Erwärmung stitt (11. März Neufahrwasser + 9° und Swinemünde + 10°). in Ostpreussen wurden die ersten Singdrosseln am 14. bis 16. März beobachtet. —

Ein ähnliche ornithologische Erscheinung (früheres Ankommen in S.W.-Deutschland, mittleres in Mitteldeutschland und späteres in N.O.-Deutschland) zeigt sich auch bei der weissen Bachstelze, bei Wiudsheim in Baiern kamen sie am 26., Attenkirchen 24., Münster 25. Februar, bei Braunschweig und am Harz in den ersten Märztagen, in der Mark Brandenburg, bei Hamburg und Flensburg 7.-9. März und in Ostpreussen 21.—25. März an. —

Zu den frühen Zugvögeln können wir auch noch die Kriniche rechnen. Von fast allen Beobachtungsstationen wird ihe Zugrichtung von S.W. nach N.O. angegeben, die Hauptmasse der Kraniche scheint Deutschland in der Zeit vom 19. and 20. März überflogen zu haben, es herrschte wolkenloses, trockenes, ruhiges Wetter mit massigen südlichen Winden, aus dem Westen wie dem Osten Deutschlands haben wir nur um wenige Tage differirende Beobachtungen, Altenkirchen 19. und 20. März, Ostpreussen 20. und 21. März, die Isopiptese für die Kraniche war also ziemlich parallel dem Breitengrade.

Der erste unserer eigentlichen Sänger, der Weidenlaub-vogel, PL rufa wurde wohl durch, Mitte März unter dem Normalen in Deutschland liegende, Temperatur zurückgehalten. Wie die Kraniche scheint er mit den warmen Südwinden am 20. und 21. März bei uns eingerückt zu sein, in diesen Tagen wurde er in Süd, Mittel und Norddeutschland zuerst gesehen und gehört.

Das eigentliche Grosder Sänger wurde wohl durch die ausser-gewöhnliche in den ersten Wochen des April herrschende trockene Kälte und durch die bis zum 10. und 11. April im Allgemeinen herrschenden kalten N. und N.O.-Winde zurückgehalten. Mit dem 13. und 14. trat eine Wetteränderung ein, starke S.W.-Winde brachten Erwärmung und Regen, das Thermometer stieg durchschnittlich um 6—7°. Blaukelchen, Gartenrothschwanz, Müllerchen, Fitis, Kuckuk trafen im Allgemeinen Mitte April ein. —

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Von unseren späteren Sommergästen ist die Thurmschwalbe mit einer derjenigen, die am sichersten beobachtet werden. Das Gros ist an ein und demselben Tage, am 2. Mai, eingetroffen in Windsheim in Baiern, Münster in Westfalen und in Braunschweig, was bei der ungeheueren Fluggeschwindigkeit der Thurmschwalben nicht zu verwundern ist. Am 29. und 30. April herrschten bei steigender Temperatur in ganz Deutschland kräftige südwestliche Winde, am 1. und 2. Mai war ruhiges, vorwiegend trübes, vielfach regnerisches Wetter.

Was den Abzug im Herbste anbetrifft, so pflegt die Thurm-schwalbe den Anfang zu machen. Es scheint, als wenn das Gros des Mauerseglers in den letzten Tagen des Juli aus Mitteldeutschland abgezogen ist. Vom 24. Juli an trat in Skandinavien, Dänemark und Deutschland eine allmähliche Abkühlung ein (am 24. Juli in Stockholm 22°, Kopenhagen 20°, Magdeburg und Leipzig 22" bei durchschnittlich mässigen westlichen und südwestlichen Winden; am 25. Juli in Stockholm 18°, Kopenhagen 18°, Magdeburg 17°, Leipzig 18° und ähnlicher Luftströmung, am 27. Juli in Stockholm 16°, Kopenhagen 19°, Magdeburg 16°, Leipzig 14° und kräftigen N. resp. N.W.-winden, von Haparanda an Uber Stockholm, südliches Schweden, Dänemark, Nord-, Mittel- und Ost-Deutschland), am 27. Juli wird aus Grossenhain in Sachsen gemeldet, dass das Gros fortgezogen sei bei N.-Wind und Regenschauern. In den folgenden Tagen trat noch weitere Abkühlung ein bei nördlichen Luftströmungen in Deutschland, namentlich im westlichen Theile, am 29. Juli zog das Gros aus Münster i/W. ab. Der Wind drehte allmählich nach W. und S.W., vom 2. August wird ein weiterer Massenabzug aus Münster gemeldet.

Das erste Abziehen von Kranichen wird vom 23. September aus Kurwien in Ostpreussen gemeldet. Am 22. September herrschten an der Ostsee, speciell an der pommerschen und preussischen Küste starke, vielfach stürmische nordöstliche Winde, die am 23. September schwächer wurden. Die Zugrichtung der Kraniche war eine südsüdöstliche. — Die Hauptdurchzüge von Kranichen wurden in der Zeit vom 24. bis 29. October in Mitteldeutschland beobachtet. Am 23. October herrschten mässige Südwinde, am 24. October schwache südliche und südwestliche Luftströmungen, die Kraniche zogen am 24. October bei Marienthal (Braunschweig) von O. nach W.; am 25. October waren wieder mässige, zum Theil stürmische S.W.-Winde aufgetreten, die am 26. October bei Regen in schwache südliche und südöstliche Luftströmungen übergingen und am 27. October bei Aufklärung des Himmels noch weiter nach O. drehten. Am 27. October zogen über den Südrand des Harzes 2 grosse Kranichflüge in der Richtung von N.O. nach S.W.

Von den späteren Zugvögeln liegen namentlich über die Graudrossel und den Weinvogel genauere Notizen vor. Der Zug der Grau drosseln begann Ende der 3. Woche Sep- page 9 tember und hat bis Mitte November angedauert. Die Tage vom 18.—20. September werden als Hauptzugzeit angegeben. Am 17. herrschen durchschnittlich südliche, am 18. östlich und südöstliche, am 19. und 20. östliche schwache Luftströmungen. — Der Weinvogelzug begann auch Ende September, die Hauptmassen scheinen aber in der ersten Woche November Deutschland passirt zu haben. Vom 2. November an herrschten durchschnittlich südliche, später nach S.W. drehende, allmählich an Stärke zunehmende Luftströmungen, die sich am 4., 5. und 6. November zu Sturm steigerten.

Von den hochnordischen Wintergästen liegen von der See-ktiste Beobachtungen über den Seidenschwanz vor. Einzelne Exemplare wurden am 18. und 22. November bei Oldenburg und am 20. November bei Flensburg geschossen. Nach der ausser-gewöhnlichen Erwärmung, die nach den starken Süd-, Südwest-und Weststürmen durch Deutschland und Skandinavien Ende der ersten Novemberwoche eingetreten war (6. November in Haparauda + 10°), erfolgte in der zweiten Novemberwoche allmähliche Abkühlung (10. November in Haparanda — 6°, 12. November — 22°), die vom 14. November an auch in Deutschland Temperaturen unter 0° hervorbrachte, vom 20. November an begann es in Deutschland wieder wärmer zu werden. — Eine weitere Einwanderung vom Norden her scheint in der 4. Decemberwoche stattgefunden zu haben. Am 24. December wurden bei Oldenburg 8 Exemplare geschossen, in der Woche vorher war bei Haparanda und Petersburg sehr starke Kälte (ca. — 20° bis 25°) eingetreten, die erst Mitte der 4. Decemberwoche sich ermässigte.